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Die Welt - nur einen Gedanken weit entfernt
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News (Spirit) Das Bleichgesicht spricht mit gespaltener Zunge (15.09.2012) Je ehrlicher man lebt, desto deutlicher nimmt man wahr, wenn andere unehrlich sind. Darum würde so manches Bleichgesicht obigen Satz zu hören bekommen, obwohl er sich nach hiesigen Massstäben ganz normal verhält. Woran das liegt, und welche enorme Geschichte sich daraus entwickelt, könnt ihr in diesem Beitrag lesen. Vom Autor dieses Forums.
Dass wir Weisse so gespalten sind, das hat seinen Grund.
Wenn jemand 'mit gespaltener Zunge spricht', dann ist er nicht er selber. Mit seinen Gedanken verfolgt er die Lüge, um zu überprüfen, ob sie funktioniert - weil er ja nicht will, dass sie aufgedeckt wird. Dadurch hat er bald viele Varianten der Realität im Kopf, die er durchspielt, je nachdem, wen er gerade antrifft. Was verloren geht, ist der Blick fürs Ganze.

Der Blick fürs Ganze geht auch in der Angst verloren: Man will schnell etwas tun, um die Gefahr abzuwenden. Das kommt aus unserem Reptilienhirn, der ältesten Hirnregion des Menschen. Wenn man geflüchtet ist, aus der Gefahrenzone heraus, kommt man gewöhnlich wieder zur Ruhe - dann kann man wieder denken.

Unser Gesellschaftssystem ist jedoch so angelegt, dass wir nie zur Ruhe kommen: Im Fernsehen gibt es, im Gegensatz zur Realität, jeden Tag mindestens einen Mord. Im Geschäft herrscht Konkurrenzdruck, weil der Zins niemals mitgeliefert wird, und das Geld daher nicht für alle reicht. In der Schule werden alle in den selben Fächern unterrichtet, in denen alle liebenden Eltern wollen, dass ihre Kinder besser sind als die andern. Dass ein Kind individuelle Fähigkeiten hat, geht dabei vergessen, und deshalb verliert das Kind im Grunde auch die Fähigkeit, zu denken. Die Angst wird zum Dauerzustand.

Wenn die Angst ein Dauerzustand ist, wird auch der Streit normal. Wenn keiner mehr bei sich selber ist, lässt sich der Mensch leicht provozieren, weil er quasi 'im anderen' reagiert. Wenn ich bei mir selber bin, meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrnehme, kann man mich nicht provozieren. Wenn Angst hingegen ein Dauerzustand ist, lasse ich mich nicht nur provozieren, ich muss auch ständig streiten, aus Angst, der andere könnte mir etwas wegnehmen. Der andere kann mir jedoch im Grunde nichts wegnehmen, was mir gehört.


»Ohne Geld konnte man den Menschen nichts wegnehmen. Mit Geld kann man den Menschen alles wegnehmen.«

Wie konträr zu unseren eigentlichen Bedürfnissen das System aufgebaut ist, wird deutlich, wenn wir das Geld betrachten. Das Geld entsteht, indem uns die Bank zum Beispiel einen Hauskredit einräumt. Solange wir diesen Kredit nicht vollständig zurückgezahlt haben, gehört das Haus der Bank. Die Zinsen, die wir für das Ausleihen des Geldes bezahlen, werden uns niemals mitgegeben, daher müssen wir sie von jemand anderem nehmen. Es entsteht eine 'Reise nach Jerusalem' unter allen Beteiligten des Systems: Immer mehr 'Stühle' werden genommen, immer mehr müssen bankrott gehen.

Fast alle Verbraucherpreise wurden bereits um den Zinsbetrag erhöht, da beispielsweise fast jede Betriebsgründung mit einem Kredit erfolgt. Aber auch die Politik nimmt sich enorme Kredite, die wir alle, mit Zins, zurückzahlen müssen. Jeder muss sich den Zins, mit dem er den Kredit zurückzahlt, von jemand anderem nehmen, da keine Bank den Kredit, den sie ausgibt, mit Zinsen auszahlt. Wenn jeder Mensch die Zinsen bei jemand anders nehmen muss, entsteht dadurch ein Konkurrenzkampf, der seinesgleichen sucht: Im Geld, in unserem System, kämpft jeder gegen jeden.

In diesem Geldsystem können nur diejenigen Erfolg haben, welche gespalten sind. Jeder andere spürt oder merkt es, wenn auch unbewusst, dass etwas nicht stimmt. Die Gespaltenen, sie optimieren tagsüber ihren Gewinn und sind abends liebender Vater. Sie investieren in der Woche in eine Monsanto-Aktie und spielen am Wochenende mit den Enkeln auf der Baumhütte. In der Woche sind sie nicht Grossvater, und am Wochenende sind sie nicht Investor.

Das ist, was empfohlen wird, im Geschäftsleben - es wird zwar gesagt, das sei wegen dem 'Loslassen', aber scheinbar ist es geradezu zentral wichtig, dass der Investor nicht an seine Familie denkt, weil das Ganze sonst nicht ginge. Wie ginge es denn sonst, wenn jeder Autofahrer an der Tankstelle daran denken würde, dass sein Benzin aus dem Irak kommt? Dass er nur deswegen autofahren kann, weil 100 andere Menschen in Drittweltländern dafür arbeiten? Dass seine Familie nur deswegen in einem Einfamilienhaus wohnt, weil andere es gebaut haben - die nur in einem Mehrfamilienhaus wohnen?


Der eine arbeitet, der zweite konsumiert, der dritte schaut fern, und alle sind sie eine - gespaltene - Person.

Die Spaltung des einzelnen Menschen in verschiedene Personen macht das System erst möglich. Das Geschäft ist eine AG, eine juristische Person, in der die Mitarbeiter nichts zu tun haben mit der rechtlichen Situation. Wo Investoren den Gewinn ihrer Aktien optimieren, Rechtsanwälte die Verträge zu ihren Gunsten auslegen und Lobbyisten in der Politik zugange sind. Sie alle, darauf können wir uns verlassen, trennen Geschäft von Privat und sind daher überaus liebende Familienväter, aber auch überragende Investoren, die mit Nahrungsmitteln spekulieren, treffsichere PR-Mitarbeiter, die besser sind als die Konkurrenz, begnadete Verkäufer, welche elegant die Vorzüge ihres Angebotes hervorheben und die Nachteile verschweigen, berufene Ingenieure, die ihr Produkt immer kostengünstiger machen.

Der gewöhnlich systemangepasste Mensch trennt alles: Wer Kunden wirbt, vergisst es beim Abendessen. Wer sich bei einem neuen Job bewirbt, denkt nicht mehr daran, wenn er einen Geburtstagswunsch verschickt. Und wenn einer den Mietvertrag zu seinem Mehrfamilienhaus ändert, hat das nichts mit abendlichem Händchenhalten im Park zu tun. Wenn es um Geld geht, herrscht bei den meisten Menschen ganz selbstverständlich eine andere Welt vor, ja man erwartet es sogar ausdrücklich, dass gelogen wird: In der Kundenansprache manipuliert der Unternehmer, Politiker, Polizisten und Diplomaten werden bezahlt, damit sie die Wahrheit verheimlichen, der Mitarbeiter ist loyal gegenüber seiner Firma. Und alle machen sie das nur, weil sie 'ihren Job behalten' müssen.

Fast jeder hat Angst, morgen nicht mit der richtigen Menge Geld dazustehen. Hatten wir diese Angst, bevor wir Geld hatten? Natürlich nicht. Ich glaube, der 'Kampf ums Überleben' ist nur eine Illusion, welche zum Geldverdienen nötig ist. Während unsereins ständig diese Angst ums Geld hat, weil heute ja alles vom Geld abhängt, war das früher nicht so: Wenn man Hunger hatte, pflückte man, was am Boden wuchs - Löwenzahn ist gesund und wächst überall, Brennnesseln haben mehr Vitamin C als Zitronen, bis im Januar, wenn Schnee fällt, gibt es die köstlichsten Wildpflanzen, und wenn Schnee liegt, kann man sich auch gesundfasten. Kalt hatte man nicht - da man ja nicht in einem warmen Haus wohnte! Und wenn, dann gab es genügend Heu für die Hütte.

Da wir die Menschen von damals nicht mehr kennen und unsere Geschichtsschreibung daher einzig und allein auf (meist falschen) Mutmassungen beruht, werfen wir einen Blick in die Tierwelt: Der Hase kommt morgens aus seinem Bau und hat Quadratkilometer Gras vor sich! Die Hummel fliegt über eine Wiese und findet Tausende bunter Blüten unter sich! Der 'Raubvogel' kreist den ganzen Tag hoch im Himmel, nicht weil er nichts zum Fressen findet, sondern weil es ihm Spass macht! Wenn er nur zu Fressen suchen würde, dann würde er kurz aufsteigen, nicht so hoch natürlich, und sich dann herunterstürzen, um zu fressen. Wenn er das mehrmals am Tag gemacht hätte, wäre sein Hunger gestillt, und nichts würde ihn dazu bringen, weiter aufzusteigen und das Fliegen zu geniessen.

Wenn er sich nur fortpflanzen müsste, dann hätte er das in wenigen Tagen erledigt, die Kinder grossgezogen und würde dann sterben. Dem ist freilich nicht so, jedes Tier, jeder Mensch lebt über die Zeit hinaus, in der die Kinder erwachsen werden. Der alte, ständig wiederholte Spruch, wir seien nur zum Überleben und Fortpflanzen da, stimmt nicht, sobald wir uns 'von einer Flucht erholen', keine Angst haben, nicht glauben, dass jeden Tag mindestens ein Mord passiert: Dann können wir wieder denken. Das geht Mensch und Tier so. Überleben und Fortpflanzen sind nur wichtig, wenn man Angst hat. Danach wird es wieder sekundär, und die Freude am Leben tritt in den Vordergrund.

Das hat mit der ältesten Schicht unseres Gehirns zu tun, dem reptilen Gehirn, welches Überleben und Fortpflanzen kontrolliert. Oberhalb des reptilen Gehirns befindet sich das lymbische System, das unsere gesamten Emotionen hervorruft. Der neueste Teil des Gehirns ist die Neokortex, Sitz von Gedächtnis, Intellekt und Bewusstsein. Normalerweise wären wir in unserem neuesten Teil zuhause, doch dies wird von aussen erfolgreich verhindert. Wir erfahren deshalb Angst über das Fernsehen, die Zeitung und das tägliche Leben, damit wir keine Zeit zum Denken haben. Denn wenn wir
Zeit zum Denken hätten, würde uns auffallen, was nicht in Ordnung ist in unserer Welt, und dann würden wir aufhören, das System zu unterstützen. Aber so 'kann man nichts machen', 'es ist halt so' und... 'Geld regiert die Welt'- Wieso regiert Geld deine Welt? Warum hast du es aufgegeben, selber deine Welt zu bestimmen?


Und so geht es weiter. Der gespaltene Mensch hat Angst. Er wird durch Angst aggressiv und verteidigt sich, ohne angegriffen zu werden. Die Folgen sind überall zu sehen: Die Liebe zwischen zwei Menschen ist mit das Schönste auf dieser Welt - doch die Scheidungsrate steigt. Kinder sind mit das Beste im Leben - doch sie werden selten aus Liebe geboren, sondern kommen sogar als Unfälle zur Welt. Das Zusammenleben der Generationen müsste eigentlich das Aufbauendste sein - doch die ganz Alten schieben wir ins Altersheim ab, und die ganz Jungen in die Kindertagesstätte. Geld wird immer wichtiger, mit Geld ist immer mehr erhältlich, Geld ist mittlerweile unvermeidlich - und unmerklich steigt die Angst: Was, wenn ich plötzlich kein Geld mehr verdienen kann? Genau das wird möglicherweise passieren.

»Wir verdienen heute Geld, um im Supermarkt die Dinge zu kaufen, die wir früher ohne Geld in unserem Garten gepflückt haben. Wobei sie in unserem Garten wesentlich frischer waren.«


Das Diabolische

Ich glaube, dass wir zutiefst diabolisch geworden, gespalten, nicht mehr authentisch sind - und es normal finden! Wir erleben immer die Auswirkungen unseres Verhaltens, und die Auswirkungen diabolischen Verhaltens sind nun mal: diabolisch... Und so erleben wir direkt das Unrecht, die Gemeinheiten und Grausamkeiten unserer Mitmenschen.

Wir können im Grunde sofort aus der Hölle, die jetzt geschieht, entkommen, indem wir das Gespaltene unseres Handelns, unserer kleinen und grossen Lügen erkennen. Dann erkennen wir, dass all das, das wir anderen zufügen, uns selber gilt. Dass all das, was wir erleiden, das ist, was wir selber von uns geben. Denn wer lügt, belügt sich selbst. Wer jemanden unterdrückt, unterdrückt sich selbst. Wer sich zum Machthaber aufspielt, findet seinen Machthaber.

Das ist die grosse, interessante, revolutionäre Lehre, die sich aus dem alldem ziehen lässt: Die Trennung, sie gibt es nicht. Wenn das Bleichgesicht mit gespaltener Zunge spricht, ist das für andere, die das nicht tun, sichtbar.



Lesen Sie hierzu auch: Angst und Aggression, Individualität und Glück aus der Rubrik Spirit.

 

News (Spirit) Das Bleichgesicht spricht mit gespaltener Zunge (15.09.2012) Je ehrlicher man lebt, desto deutlicher nimmt man wahr, wenn andere unehrlich sind. Darum würde so manches Bleichgesicht obigen Satz zu hören bekommen, obwohl er sich nach hiesigen Massstäben ganz normal verhält. Woran das liegt, und welche enorme Geschichte sich daraus entwickelt, könnt ihr in diesem Beitrag lesen. Vom Autor dieses Forums.
Dass wir Weisse so gespalten sind, das hat seinen Grund.
Wenn jemand 'mit gespaltener Zunge spricht', dann ist er nicht er selber. Mit seinen Gedanken verfolgt er die Lüge, um zu überprüfen, ob sie funktioniert - weil er ja nicht will, dass sie aufgedeckt wird. Dadurch hat er bald viele Varianten der Realität im Kopf, die er durchspielt, je nachdem, wen er gerade antrifft. Was verloren geht, ist der Blick fürs Ganze.

Der Blick fürs Ganze geht auch in der Angst verloren: Man will schnell etwas tun, um die Gefahr abzuwenden. Das kommt aus unserem Reptilienhirn, der ältesten Hirnregion des Menschen. Wenn man geflüchtet ist, aus der Gefahrenzone heraus, kommt man gewöhnlich wieder zur Ruhe - dann kann man wieder denken.

Unser Gesellschaftssystem ist jedoch so angelegt, dass wir nie zur Ruhe kommen: Im Fernsehen gibt es, im Gegensatz zur Realität, jeden Tag mindestens einen Mord. Im Geschäft herrscht Konkurrenzdruck, weil der Zins niemals mitgeliefert wird, und das Geld daher nicht für alle reicht. In der Schule werden alle in den selben Fächern unterrichtet, in denen alle liebenden Eltern wollen, dass ihre Kinder besser sind als die andern. Dass ein Kind individuelle Fähigkeiten hat, geht dabei vergessen, und deshalb verliert das Kind im Grunde auch die Fähigkeit, zu denken. Die Angst wird zum Dauerzustand.

Wenn die Angst ein Dauerzustand ist, wird auch der Streit normal. Wenn keiner mehr bei sich selber ist, lässt sich der Mensch leicht provozieren, weil er quasi 'im anderen' reagiert. Wenn ich bei mir selber bin, meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrnehme, kann man mich nicht provozieren. Wenn Angst hingegen ein Dauerzustand ist, lasse ich mich nicht nur provozieren, ich muss auch ständig streiten, aus Angst, der andere könnte mir etwas wegnehmen. Der andere kann mir jedoch im Grunde nichts wegnehmen, was mir gehört.


»Ohne Geld konnte man den Menschen nichts wegnehmen. Mit Geld kann man den Menschen alles wegnehmen.«

Wie konträr zu unseren eigentlichen Bedürfnissen das System aufgebaut ist, wird deutlich, wenn wir das Geld betrachten. Das Geld entsteht, indem uns die Bank zum Beispiel einen Hauskredit einräumt. Solange wir diesen Kredit nicht vollständig zurückgezahlt haben, gehört das Haus der Bank. Die Zinsen, die wir für das Ausleihen des Geldes bezahlen, werden uns niemals mitgegeben, daher müssen wir sie von jemand anderem nehmen. Es entsteht eine 'Reise nach Jerusalem' unter allen Beteiligten des Systems: Immer mehr 'Stühle' werden genommen, immer mehr müssen bankrott gehen.

Fast alle Verbraucherpreise wurden bereits um den Zinsbetrag erhöht, da beispielsweise fast jede Betriebsgründung mit einem Kredit erfolgt. Aber auch die Politik nimmt sich enorme Kredite, die wir alle, mit Zins, zurückzahlen müssen. Jeder muss sich den Zins, mit dem er den Kredit zurückzahlt, von jemand anderem nehmen, da keine Bank den Kredit, den sie ausgibt, mit Zinsen auszahlt. Wenn jeder Mensch die Zinsen bei jemand anders nehmen muss, entsteht dadurch ein Konkurrenzkampf, der seinesgleichen sucht: Im Geld, in unserem System, kämpft jeder gegen jeden.

In diesem Geldsystem können nur diejenigen Erfolg haben, welche gespalten sind. Jeder andere spürt oder merkt es, wenn auch unbewusst, dass etwas nicht stimmt. Die Gespaltenen, sie optimieren tagsüber ihren Gewinn und sind abends liebender Vater. Sie investieren in der Woche in eine Monsanto-Aktie und spielen am Wochenende mit den Enkeln auf der Baumhütte. In der Woche sind sie nicht Grossvater, und am Wochenende sind sie nicht Investor.

Das ist, was empfohlen wird, im Geschäftsleben - es wird zwar gesagt, das sei wegen dem 'Loslassen', aber scheinbar ist es geradezu zentral wichtig, dass der Investor nicht an seine Familie denkt, weil das Ganze sonst nicht ginge. Wie ginge es denn sonst, wenn jeder Autofahrer an der Tankstelle daran denken würde, dass sein Benzin aus dem Irak kommt? Dass er nur deswegen autofahren kann, weil 100 andere Menschen in Drittweltländern dafür arbeiten? Dass seine Familie nur deswegen in einem Einfamilienhaus wohnt, weil andere es gebaut haben - die nur in einem Mehrfamilienhaus wohnen?


Der eine arbeitet, der zweite konsumiert, der dritte schaut fern, und alle sind sie eine - gespaltene - Person.

Die Spaltung des einzelnen Menschen in verschiedene Personen macht das System erst möglich. Das Geschäft ist eine AG, eine juristische Person, in der die Mitarbeiter nichts zu tun haben mit der rechtlichen Situation. Wo Investoren den Gewinn ihrer Aktien optimieren, Rechtsanwälte die Verträge zu ihren Gunsten auslegen und Lobbyisten in der Politik zugange sind. Sie alle, darauf können wir uns verlassen, trennen Geschäft von Privat und sind daher überaus liebende Familienväter, aber auch überragende Investoren, die mit Nahrungsmitteln spekulieren, treffsichere PR-Mitarbeiter, die besser sind als die Konkurrenz, begnadete Verkäufer, welche elegant die Vorzüge ihres Angebotes hervorheben und die Nachteile verschweigen, berufene Ingenieure, die ihr Produkt immer kostengünstiger machen.

Der gewöhnlich systemangepasste Mensch trennt alles: Wer Kunden wirbt, vergisst es beim Abendessen. Wer sich bei einem neuen Job bewirbt, denkt nicht mehr daran, wenn er einen Geburtstagswunsch verschickt. Und wenn einer den Mietvertrag zu seinem Mehrfamilienhaus ändert, hat das nichts mit abendlichem Händchenhalten im Park zu tun. Wenn es um Geld geht, herrscht bei den meisten Menschen ganz selbstverständlich eine andere Welt vor, ja man erwartet es sogar ausdrücklich, dass gelogen wird: In der Kundenansprache manipuliert der Unternehmer, Politiker, Polizisten und Diplomaten werden bezahlt, damit sie die Wahrheit verheimlichen, der Mitarbeiter ist loyal gegenüber seiner Firma. Und alle machen sie das nur, weil sie 'ihren Job behalten' müssen.

Fast jeder hat Angst, morgen nicht mit der richtigen Menge Geld dazustehen. Hatten wir diese Angst, bevor wir Geld hatten? Natürlich nicht. Ich glaube, der 'Kampf ums Überleben' ist nur eine Illusion, welche zum Geldverdienen nötig ist. Während unsereins ständig diese Angst ums Geld hat, weil heute ja alles vom Geld abhängt, war das früher nicht so: Wenn man Hunger hatte, pflückte man, was am Boden wuchs - Löwenzahn ist gesund und wächst überall, Brennnesseln haben mehr Vitamin C als Zitronen, bis im Januar, wenn Schnee fällt, gibt es die köstlichsten Wildpflanzen, und wenn Schnee liegt, kann man sich auch gesundfasten. Kalt hatte man nicht - da man ja nicht in einem warmen Haus wohnte! Und wenn, dann gab es genügend Heu für die Hütte.

Da wir die Menschen von damals nicht mehr kennen und unsere Geschichtsschreibung daher einzig und allein auf (meist falschen) Mutmassungen beruht, werfen wir einen Blick in die Tierwelt: Der Hase kommt morgens aus seinem Bau und hat Quadratkilometer Gras vor sich! Die Hummel fliegt über eine Wiese und findet Tausende bunter Blüten unter sich! Der 'Raubvogel' kreist den ganzen Tag hoch im Himmel, nicht weil er nichts zum Fressen findet, sondern weil es ihm Spass macht! Wenn er nur zu Fressen suchen würde, dann würde er kurz aufsteigen, nicht so hoch natürlich, und sich dann herunterstürzen, um zu fressen. Wenn er das mehrmals am Tag gemacht hätte, wäre sein Hunger gestillt, und nichts würde ihn dazu bringen, weiter aufzusteigen und das Fliegen zu geniessen.

Wenn er sich nur fortpflanzen müsste, dann hätte er das in wenigen Tagen erledigt, die Kinder grossgezogen und würde dann sterben. Dem ist freilich nicht so, jedes Tier, jeder Mensch lebt über die Zeit hinaus, in der die Kinder erwachsen werden. Der alte, ständig wiederholte Spruch, wir seien nur zum Überleben und Fortpflanzen da, stimmt nicht, sobald wir uns 'von einer Flucht erholen', keine Angst haben, nicht glauben, dass jeden Tag mindestens ein Mord passiert: Dann können wir wieder denken. Das geht Mensch und Tier so. Überleben und Fortpflanzen sind nur wichtig, wenn man Angst hat. Danach wird es wieder sekundär, und die Freude am Leben tritt in den Vordergrund.

Das hat mit der ältesten Schicht unseres Gehirns zu tun, dem reptilen Gehirn, welches Überleben und Fortpflanzen kontrolliert. Oberhalb des reptilen Gehirns befindet sich das lymbische System, das unsere gesamten Emotionen hervorruft. Der neueste Teil des Gehirns ist die Neokortex, Sitz von Gedächtnis, Intellekt und Bewusstsein. Normalerweise wären wir in unserem neuesten Teil zuhause, doch dies wird von aussen erfolgreich verhindert. Wir erfahren deshalb Angst über das Fernsehen, die Zeitung und das tägliche Leben, damit wir keine Zeit zum Denken haben. Denn wenn wir
Zeit zum Denken hätten, würde uns auffallen, was nicht in Ordnung ist in unserer Welt, und dann würden wir aufhören, das System zu unterstützen. Aber so 'kann man nichts machen', 'es ist halt so' und... 'Geld regiert die Welt'- Wieso regiert Geld deine Welt? Warum hast du es aufgegeben, selber deine Welt zu bestimmen?


Und so geht es weiter. Der gespaltene Mensch hat Angst. Er wird durch Angst aggressiv und verteidigt sich, ohne angegriffen zu werden. Die Folgen sind überall zu sehen: Die Liebe zwischen zwei Menschen ist mit das Schönste auf dieser Welt - doch die Scheidungsrate steigt. Kinder sind mit das Beste im Leben - doch sie werden selten aus Liebe geboren, sondern kommen sogar als Unfälle zur Welt. Das Zusammenleben der Generationen müsste eigentlich das Aufbauendste sein - doch die ganz Alten schieben wir ins Altersheim ab, und die ganz Jungen in die Kindertagesstätte. Geld wird immer wichtiger, mit Geld ist immer mehr erhältlich, Geld ist mittlerweile unvermeidlich - und unmerklich steigt die Angst: Was, wenn ich plötzlich kein Geld mehr verdienen kann? Genau das wird möglicherweise passieren.

»Wir verdienen heute Geld, um im Supermarkt die Dinge zu kaufen, die wir früher ohne Geld in unserem Garten gepflückt haben. Wobei sie in unserem Garten wesentlich frischer waren.«


Das Diabolische

Ich glaube, dass wir zutiefst diabolisch geworden, gespalten, nicht mehr authentisch sind - und es normal finden! Wir erleben immer die Auswirkungen unseres Verhaltens, und die Auswirkungen diabolischen Verhaltens sind nun mal: diabolisch... Und so erleben wir direkt das Unrecht, die Gemeinheiten und Grausamkeiten unserer Mitmenschen.

Wir können im Grunde sofort aus der Hölle, die jetzt geschieht, entkommen, indem wir das Gespaltene unseres Handelns, unserer kleinen und grossen Lügen erkennen. Dann erkennen wir, dass all das, das wir anderen zufügen, uns selber gilt. Dass all das, was wir erleiden, das ist, was wir selber von uns geben. Denn wer lügt, belügt sich selbst. Wer jemanden unterdrückt, unterdrückt sich selbst. Wer sich zum Machthaber aufspielt, findet seinen Machthaber.

Das ist die grosse, interessante, revolutionäre Lehre, die sich aus dem alldem ziehen lässt: Die Trennung, sie gibt es nicht. Wenn das Bleichgesicht mit gespaltener Zunge spricht, ist das für andere, die das nicht tun, sichtbar.



Lesen Sie hierzu auch: Angst und Aggression, Individualität und Glück aus der Rubrik Spirit.